Heute geht es um den wohl “kleinsten Pano-Adapter der Welt”! Er passt in jede Hosentasche, kostet nicht viel und ist in wenigen Minuten selbstgebastelt. Viel Spaß mit dem Projekt!

Ihr wünscht Euch virtuelle Rundgänge, für Facebook, für Googles „360°-Fotos“ oder auch für die Erstellung lustiger kleiner Planeten ein Rundum-Panorama, aber der Aufwand ist Euch zu hoch? Dann seid Ihr hier richtig.
Für was braucht man das?
Die Panoramen, die Ihr hier seht, taugen zum Beispiel für virtuelle Rundgänge für Ladengeschäfte etc. Dafür ist ein hochauflösendes Rundum-Panorama, welches 360° in der Breite und 180° in der Höhe abdeckt, die Voraussetzung.
Action-Kameras wie die Insta360, die GoPro Hero7 oder die Ricoh Theta Z1 sind zwar in der Lage, diese Panos aufzunehmen, liefern hier nicht die erforderliche Qualität und Auflösung.

Für welches Objektiv und für welche Kamera taugt das?
Für Rundum-Panoramen wird man idealerweise ein Fisheye-Objektiv mit einem Bildwinkel von größergleich 180° verwenden. Ich setze hier auf das von Google für die Streetview-Panos empfohlene Sigma 8 mm F3,5 EX DG Zirkular Fisheye. Meine Kamera ist eine Sony-A7III-Vollformatkamera und das Objektiv ist angeschlossen via Sigma-MC-11-Adapter.
Ihr könntet das Objektiv auch am APS-C-Format verwenden, was den Vorteil hat, dass Ihr nicht so viele Pixel verschenkt. Der große Nachteil wäre aber dann, dass Ihr die Kamera hochkant betreiben müsstet (siehe unten).
Wie funktioniert das?
Für gut fusionierbare Panoramaaufnahmen ohne Parallaxenfehler sollte man die Kamera möglichst exakt im Nodalpunkt drehen. Die hierfür erhältlichen Nodalpunkt-Adapter ermöglichen das Verschieben und Verschwenken in mehreren Freiheitsgraden, aber sie sind globig, umständlich zu handhaben, teuer und setzen ein Stativ voraus.
Tatsächlich können wir dank schlauer Komponentenwahl aber tricksen. So trägt die verwendete Sony A7III wie fast alle Kameras das Stativgewinde auf der optischen Achse. Das spart den Freiheitsgrad nach links oder rechts. Dann realisieren wir das Verschieben längs der optischen Achse (Achse 2) in den Nodalpunkt mittels einer abgesägten Stativschelle. Die Drehung um Achse 3 bei der Aufnahme geschieht durch Drehen der Kamera mit der Hand im etwas locker eingestellten Stativ (das hier ohne Kopf genutzt wird). Eine Wasserwaage auf dem Blitzschuh hilft, die Kamera ins Lot zu bringen.
Tatsächlich kommt man mit einem 180°-Fischauge mit nur drei Aufnahmen aus für die Rundumsicht (zwei reichen nicht, weil dann der Überlapp fehlt). Die Ausrichtung der Kamera fällt aber bei vier Aufnahmen leichter, weil man vor Ort häufig parallele oder senkrechte Linien wie Zimmerwände oder, Bordsteinkanten vorfindet. Leidlich exakte 80–100°-Schritte reichen dann durch den Überlapp völlig aus, womit auch kein Indexer mehr nötig ist.








Wie stellt man die Mechanik ein?
Beim Sigma Fisheye liegt der Nodalpunkt dort, wo der goldene Ring ist. Also muss man nur Objektiv samt Kamera so in die Schelle einspannen, dass der goldene Ring über dem 1/4-Zoll-Gewinde liegt. Im Anschluss muss man dann nur noch die Kamera mit der Wasserwaage ins Lot setzen.
Wie stellt man Blende, ISO, Zeit ein?
Nachdem die wenigen mechanischen Komponenten montiert sind, müssen wir für den ersten Einsatz noch Blende, Fokus und Belichtung einstellen. Der Blendenbereich des Sigma-Fisheyes beginnt bei Blende 3,5, und so sollte die kritische Blende näherungsweise zwei Blenden darüber liegen. Ich wähle meist rund Blende 5,6. Wenn man diese Daten (Vollformat, Brennweite 8 mm, Blende 5,6) beim Schärfentieferechner dofmaster.com eingibt, gelangt man auf einen günstigen Fokuspunkt bei einem Meter.
Offensichtlich reicht also die Schärfentiefe auch bei der Einstellung auf die kritische Blende, statt auf die förderliche Blende locker aus. Sie umfasst bei Fokus auf 1 m den Bereich von 30 cm bis Unendlich. Am besten schaltet man dann für die Panos vor Ort den Autofokus aus, stellt anhand der Skala auf 1 m und fixiert den Fokusring anschließend mit einem Stückchen Tape. Für die Belichtungszeit kann man dann im M-Modus einen optimalen Kompromiss ermitteln, indem man sich einmal im Kreis dreht und dabei das Livebild im Auge behält.
Jetzt steht der ersten 4er-Aufnahmeserie nichts mehr im Weg. Für die anschließende Fusion am heimischen PC taugt PTGui oder auch das kostenlose HUGIN.
Viel Erfolg bei Euren Panos!
Tilo ~gallo~ Gockel, http://www.fotopraxis.net , Oktober 2023
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