Die Profoto-Speedlights A1/A1X im Praxiseinsatz
Die Vorgeschichte
In den letzten Jahren habe ich Blitze benutzt von Walimex, Hensel, Jinbei, Godox, Yongnuo, Nissin, W&S, Canon und Nikon. Funktioniert haben sie alle, und auch das Licht und das Spektrum waren ok, aber alle hatten auch ihre Nachteile. Wenn man nun nicht mehr so aufs Geld schauen müsste, wäre es dann nicht toll, einfach ein Produkt kaufen zu können, das in jeglicher Hinsicht perfekt ist? Profoto macht hier Hoffnung!
Mittlerweile habe ich also mein Blitzarsenal um ein paar neue, edle Vertreter ergänzt. Das ist für meine Sony ein A1X/Sony, als Slave-Blitz ein A1/Canon und als Auslöser kamen dann noch zwei Profoto Connect-Knöpfe dazu (der zweite ist einfach Backup). Es mag sein, dass in nächster Zeit noch ein zweiter A1/Canon-Slave hinzukommt. Ich kann vorwegnehmen: Beim ersten Einsatz seit Corona haben sich meine neuen Rolls-Royce-Speedlites gut bewährt. Sie funktionieren nicht nur, sondern sie funktionieren tatsächlich immer!
Wo ein anderer Blitz nach 15 Auslösungen die Ohren anlegt, langsamer wird oder aufgrund der Thermosicherung gänzlich den Betrieb einstellt, shooten die A1er wie die Duracell-Hasen fröhlich weiter. 300–400 Auslösungen im Sekundentakt bei Full Power, ohne langsamer zu werden, das ist meines Wissens in der Speedlite-Welt einzigartig.
Zu weiteren Pluspunkten, aber auch zu einigen Schattenseiten, siehe unten.
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Der Job und das Setup
Ein Laborfoto sollte es werden, mit fotogenen Kollegen vor spröder Lasermaschine. Weniger dokumentarisch, eher interessant und sexy. Da bin ich dabei! Ich hatte zwei der Profoto-A1-Speedlights mit, eines auf einem Stativ mit weißem Schirm montiert, eines ohne Lichtformer, und habe dann folgendes Licht aufgebaut:
- Erster A1 im weißen Durchlichtschirm als weiches Hauptlicht für den Herrn im Vordergrund,
- zweiter A1 ohne Lichtformer, mit violettem Gel, als Effektlicht in der Maschine,
- zwei Metz-LED-Videolichter (Mecalight S500) zur besseren Füllung der Maschinenkabine,
- dezenter Einbezug des Raumlichts als Fill.
Als Kamera habe ich die Sony A7III mit dem Canon-Zoom 24-70 f/2.8L II verwendet, angeschlossen wie Sigma MC-11. Die Blitze habe ich schlicht jeweils am Blitz (also nicht remote) manuell einstellt und mit dem kleinen Profoto-Connect-Sender manuell ausgelöst. TTL taugt hier nach meiner Erfahrung sowieso nicht wirklich gut.
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Die Bildbearbeitung
Mindestens die zwei Monitore brauchen eine Nachbearbeitung, sonst sind sie dunkel oder das Umfeld ist hell. Ich nehme Monitorinhalte zur Sicherheit immer getrennt auf, falls ich sie später im Bild ersetzen muss. Das sieht dann zum Beispiel so aus:
Falls Ihr dazu noch mehr Input wollt, dann schaut mal >HIER rein.
Hier habe ich aber meine Monitor-Fotos dann doch nicht verwendet, sondern einfach den bestehenden Monitorinhalt ausgewählt und heller gezogen. Neben den Monitoren kann dann auch der Innenraum der Maschine etwas heller werden, dito auch das Hauptlicht. Das ist aber in Photoshop alles in wenigen Minuten gemacht und funktioniert auch auf dem JPEG. Unten in der Galerie seht Ihr die Bearbeitungsschritte auf dem JPEG.
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Lessons Learned
“Learning is always a painful process!” — Lucy, Luc Besson, 2014.
Aber angenehmerweise musste ich hier gar nicht mal so viel neu lernen. Die A1/A1X funktionieren einfach und die Bedienung ist nahezu idiotensicher. Ich habe den Profoto-Connect-Auslöser schlicht manuell benutzt und die Blitzenergie direkt an den Blitzen nachgestellt. So wie halt schon immer! 🙂
So geht das aber auch in meinen Augen am schnellsten. Ich muss dann eh ein, zweimal zum Blitz laufen, um den Abstand und Winkel zu korrigieren, da kann ich auch noch kurz die Energie einstellen. Bei den A1/A1X geht das besonders schnell, weil sie dieses komfortable Scrollrad haben. Daumen hoch!
Daumen runter gibt es dann aber von mir für den großen Blitzkopf, weil meine Lee-Farbfilterfolien diesen nicht mehr abdecken. Was tun? Es gibt mehrere Möglichkeiten:
- Man kann die Profoto-Filterlösung einsetzen, würde dann aber – jetzt müsst Ihr Euch kurz festhalten – für >vier Filter 106 EUR bezahlen! Das würde ich noch nicht einmal bezahlen, wenn ich Bill Gates’ Konto hätte. Das geht einfach nicht! Und wenn doch, dann hätte Bill Gates eben nur vier Farben und nicht wie ich ca. 50 Farben am Start. 🙂
- Man kann sich das Lee-Swatchbook kaufen, die Filterfolien raustrennen und den Leerraum auf dem Blitzkopf mit Tape abkleben. Das war auch meine Lösung. Etwas hemdsärmelig, aber es hat funktioniert.
- Man kann sich zwei der Swatchbooks kaufen und dann immer zwei gleiche Folien mit Tesa zusammenkleben. Zwei nebeneinander reichen in der Größe aus. Zur Befestigung reichen zwei Stückchen Gaffer Tape. Das wird wohl meine langfristige Lösung werden.
Was mich auch noch immens stört, das ist der filigrane Sony-Blitzschuh. Man soll hier immer so einen Schutzüberzieher verwenden, wenn man den Blitz oder den Blitzsender nicht benötigt, aber der geht natürlich auch sehr flott verloren. Meine Abhilfe wird wohl sein, diesen Schutzschuh mit etwas Klett einfach am Blitz zu parken.
Summa summarum viel Licht, im wahrsten Wortsinn, aber auch ein bisschen Schatten!
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Galerie
In der Galerie seht Ihr das Setup, das Bild direkt aus der Kamera, das bearbeitete Bild und den entstandenen Ebenenstapel.
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Browser-Strandgut
Jordi Kaolitic: Unterhaltsame Kameratricks:
Daniel Schiffer: „Handheld Icecream B Roll“
Daniel Schiffer „My Favorite Light“:
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Tilo Gallo Gockel, 7/2020 , www.fotopraxis.net
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