PLÄDOYER FÜR 50 MM

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Hallo zusammen, schön, dass Ihr hier vorbeischaut. Heute gibt es einmal eine Lobrede auf das gute alte Fünfziger, viel Spaß! 🙂

PLÄDOYER FÜR 50 MM

„Was?? 50 mm Brennweite, am Vollformat, das ist doch langweilig. Für Porträts und Food lieber was längeres, für Streetfotografie und Reportage lieber 28 oder 35, für Landschaften und Architektur noch kürzer. Makros? Auch eher 100 mm!“

So oder ähnlich würde man doch normalerweise denken, und das 50er dann im Schrank verstauben lassen. Oder, in meinem Falle, die 50er verstauben lassen.

Ich habe mittlerweile fünf Canon-Fünfziger (also sozusagen alle, die >Canon anbietet, haha, auch das eher unbekannte >50 f/2.5 Compact Makro) und beobachte mich dabei, dass ich sie nicht verstauben lasse, sondern sehr gerne einsetze.

Porträts? Wenn es nicht gar ein Close-up Kopfporträt ist, dann passt das 50 f/1.2 (sonst das 85er, oder halt doch das 70-200). Makro? Besagtes 50er Makro! Food, Street, Reise? Auch das EF 50 f/1.2, oder, leichter, nicht so wertvoll, das 50 f/1.8 STM. Das ist so klein und leicht, das ist eh immer dabei. Freelensing? Da nehme ich ein >modifiziertes 50 f/1.8, von der alten Baureihe.

Das sind keine fünf, das sind nur vier, das stimmt. Es gibt ja noch das EF 50 f/1.4. Hm, das habe ich de facto als Staubschutz auf einem alten Body, und nehme dann auch mal ab und zu diese Kombi, wenn ich gerade nichts anderes zur Hand habe. Dann taugt es ganz gut. 🙂

Bei 50ern ist die Hintergrundunschärfe lange nicht so ausgeprägt, wie bei einem 70-200, auf 200 und auf f/2.8 und die Schärfentiefe ist auch größer als bei einem 85 f/1.2, also warum überhaupt diese Linsen nehmen? Ganz einfach: Weil der Bildwinkel so gut passt, und weil normalerweise, bei bildfüllenden Aufnahmen, der Bildwinkel auch die Perspektive bestimmt. Ich finde, man kann damit sehr gut komponieren und bekommt stets natürlich wirkende Aufnahmen, die sozusagen langzeitstabil sind – man sieht sich lang nicht so schnell satt wie an Fischaugenfotos, extremen Teleaufnahmen oder ähnlichem Gedöns.

Und eine schöne Unschärfe können auch diese Optiken liefern, nur eben nicht so reißerisch. Eher unaufgeregt. 🙂 Das EF 50 f/1.2 sticht nochmal ein wenig aus dem Fuhrpark heraus, weil es so waaaahnsinnig lichtstark ist. Dabei ist es dennoch bezahlbar, klein, leicht und knackscharf. Es fokussiert flott und liefert tolle Farben und Kontraste. Klar, das EF 85 f/1.2 ist auch sehr gut, aber es ist auch sehr schwer, fokussiert viel langsamer, hat diese extremen Aberrationsfehler und ist auch noch doppelt so teuer.

50 oder 85? Ich nehme beide mit! Wenn ich nur eines mitnehme, dann das 50er. 🙂

Und wer meint, die 50er sind nicht wirklich universell, der kann gerne mal unten in der Galerie blättern.

Keep in mind: Wenn der Bildwinkel nicht ausreicht, kann man ein 2er Pano aufnehmen, schon wird das 50er zum Weitwinkel. Und wenn man sich eine (flachere?) Teleperspektive wünscht, geht man auf Abstand und schneidet im Anschluss zu. Unsere Sensorauflösungen geben das doch alle locker her. Schwupps hat man ein Tele!

Was, mehr Unschärfe erwünscht? Kein Problem, dann verkippt man die Linse einfach – da seht Ihr auch in der Galerie Beispiele zu. Viel Spaß!

GALERIE

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BROWSER-STRANDGUT

+++ Fotoespresso, Gänsehaut, Profoto, Food, Instagram …

  • Jonas Wendorf, mit Photoshop Gänsehaut reparieren:
  • Profoto: ausgefallene Hochzeitsporträts:
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Tilo ~gallo~ Gockel, 27.01.2017

5 thoughts on “PLÄDOYER FÜR 50 MM

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  1. Es gäbe auch noch das 50 f/1.0 L USM. O:-)
    Zu diesem würde mich (als Nikon-Nutzer) auch deine Meinung interessieren.

    Ansonsten: Volle Zustimmung zu dem Artikel. Das 50er ist zwar nicht die immer die optimalste Lösung, aber wirklich sehr vielseitig und oft unterschätzt.

  2. Hi Tilo,

    absolute Zustimmung! Ich spiele zwar gerne mit Brennweiten und habe auch einen entsprechenden Fundus, aber 50mm ist weiterhin meine Allround-Brennweite, die ich in 80% aller Fälle mitnehme, wenn ich mich für ein Objektiv entscheiden muss. Alle habe ich zwar nicht 🙂 Bei mir sind es das 50mm 1.2, das 1.4 und das Macro. Über das 50mm 1.4 kann man ja Vieles sagen, aber bei Blendenzahlen größer oder gleich f/2 ist das Ding wirklich top-scharf! Ab Blende 2.8 schärfe ich oftmals nur noch gering nach. Und bei Hochzeiten oder in der Fotografie mit Kindern braucht man häufig schon eine Blende 2 oder kleiner.

    Ich verstehe vollkommen, was Du meinst: Die Fotos sehen irgendwie „automatisch“ immer „richtig“ und „ausgewogen“ aus.

    Mein 24-70 2.8 II ist auch toll, aber die Blende 1.2 des 50ers, seine geringe Größe sowie seine Abbildungsleistung sind einfach etwas anderes. Daher benutze ich das Zoom eigentlich nur noch im Studio sowie auf Feiern und Hochzeiten in Kombination mit dem 70-200 2.8 IS II.

  3. merci fürs Feedback!
    @Max: hmmm, das kenn ich nicht (nur als „Chimäre“, sozusagen, vom Hörensagen), .. aber eines kann ich noch ergänzen: Canon hat ein geringeres Auflagemaß als Nikon. Das bedeutet, dass man Nikon-Linsen an Canon adaptieren kann, weil man so 2,5 mm glaub ich für den Adapter noch Platz hat. Das reicht. Damit eröffnet sich den Canonianern auch die Welt der Nikon-Linsen, zumindest mit manuellem Fokus, und da gibt es dann bspw das Nikkor 50 f/1.2 —- erstaunlich bezahlbar! 🙂

    @Patrick: ich weiß schon, dass ich ggüber dem 1.4er ungerecht bin, das ist nicht objektiv, das ist ne persönliche Sache. .-) Und, klar, wenn man einen Payjob absolvieren muss, dann ist die Kombination 24-70 + 70-200, idealerweise beide Lichtstärke 2,8, einfach unschlagbar!! Mir geben die zwei Linsen auch Sicherheit und liefern auch ein schönes Bokeh.

    Lieben Gruß, Tilo

  4. hallo Tilo,
    ich bin immer wieder gegeistert von Deiner Internet Seite die ich mir immer anschaue, zum Thema 50 mm ich habe 1963 Fotograf gelernt und habe ein Studio betrieben bis ich es vor einigen Jahren übergeben habe.Unsere Portaitfotos wurden damals mit 50 mm Objektiven gemacht bzw. 85 mm mit einem 35 mm wäre niemand auf die Idee gekommen es zu benutzen.Heute ist Gott sei dank durch die Digitalisierung vieles anders geworden und die Gestaltungsmöglichkeiten besser, einfach mutiger. Bei Lichtstärken wurde meistens das 1,8 benutzt ich finde auch heute noch hat es seinen Patz in der Fotografie.
    im übrigen habe ich so manche Dinge und Vorschläge von dir nachgebaut, früher nannte man sie Kordelpatente, heute benutzt man solche Dinge zum aufhellen und sie sind prima.
    danke für die tollen Anregungen
    Manfred Lebeau

    Lokation : Osthafen Ffm ist toll oder !

  5. Um das Thema „Focus Shift“ noch mal raus zu kramen: Mein 50mm 1.2 hat auch einen. Zwischen 1.2 bis einschließlich 1.8 ist alles soweit in Ordnung. Doch ab 2.0 wird es schwierig – Da bekommt meine Linse einen recht starken Back-Fokus. Wie sieht das bei Deinem Objektiv aus, Tilo? Überhaupt mal mit einer Blende kleiner als 1.6 fotografiert? 🙂

    Zudem zeigt sich bei mir der Fokus häufig etwas zickig. Ich nutze zur Feineinstellung meiner Objektive gerne die Dot-Tune-Methode. Auffällig beim 50mm 1.2: Offenbar bekommt man, abhängig von der Lichtsituation immer etwas andere Werte für den Fokusbereich. Im Freien bei gutem Licht bekomme ich Werte um „0“, bei Kunstlicht rutscht der Korrekturwert stets weiter nach hinten, teilweise sogar empfindlich weit nach hinten! Mittlerweile habe ich mich auf einen Kompromiss von „-7“ eingelassen – Das passt meistens, solange ich nicht über 1.8 abblende…

    Ehrlich, ich habe bereits etliche Objektive ab Offenblende 1.4 bis hin zu 4.0 so kalibriert, aber dieses ist wirklich eine Diva. Wäre es in anderen Belangen nicht so toll, wäre es bei mir wahrscheinlich längst in die Bucht gewandert. Was ich mir wünschen würde, wäre eine neue Version mit einem UD-Element. Aber dieses würde dann wieder das Doppelte kosten…

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