Hallo zusammen, schön, dass Ihr hier mal wieder vorbeischaut. Wer den Blog kennt, weiß, dass ich versuche, zwei Workshops im Jahr zu machen – die letzten waren bei Neil van Niekerk, bei Linhof in München zur Fachkamera und bei Jean Noir. Lifelong learning sozusagen, das ist mir wichtig.
Dieses Mal war ich bei >Martin Strauss in Berlin. Gallo in the care of Strauss, in der Obhut von Strauss sozusagen (kleiner >Berlin-Gag). Seid gespannt!
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WORKSHOP BEI MARTIN STRAUSS
Wieso eigentlich bei Martin Strauss? Ganz einfach. Mir gefallen seine Bilder, und ich habe mich immer wieder einmal gefragt, wie er die Farben hinbekommt, wie die Natürlichkeit im Ausdruck der Modelle und wie er wohl mit natürlichem Licht umgeht.
ABLAUF
Zwanglos. Wir haben erst einmal einfach gequatscht, er hat mir seinen Raw-Workflow gezeigt und auch ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert, was seinen kreativen Ansatz angeht. Dann kam unser Modell dazu, und wir sind an die Loci, ins Boutique-Hotel >Chrome Cottage Berlin um die Ecke, umgezogen. Dort dann mehrere Setups – Fensterlicht, Blitzlicht, Licht von den zwei Halogenstrahlern am Bett. Dann waren eh so 6..7 Stunden rum, dann Abschlussbesprechung.
LESSONS LEARNED
Ich lerne am meisten dazu, wenn ich jemanden treffe, der nicht so kopfgesteuert und nerdy ist wie ich, sondern eben eher bauch- oder herzgesteuert. Im Sinne von: “Lass mal jetzt die Technik, das Licht ist schon ok so, kümmere Dich mal um die Ansprache, das Posing, das Gefühl, die Situation.”
Martin gibt wenig Posing-Anweisungen und vermeidet fast völlig Konkretes wie “leg mal die Hand an die Taille”. Er bleibt im Fluss, lässt das Modell agieren, der Verschluss klickt, ohne dass der Autofokus störend piepst. Musik hilft, Atmosphäre aufzubauen. Die Botschaft ans Modell ist “so lange Du das Klicken hörst, ist alles gut, dann mach einfach so weiter. Bleib in Bewegung…, folge meiner Hand, dann passt das. Du kannst alles machen, bloß keine Standardposen.” Martin achtet dabei auf eine vorteilhafte Körperform im klassischen C- oder S-Fluss. Er sucht Bögen und fließende Formen ohne Brüche. Er will kein Posing, sondern Natürlichkeit.
Er fotografiert stets in Raw, arbeitet mit Capture One, dreht oft am Weißabgleich, sowohl bei der Aufnahme als auch später im Raw-Konverter. So erzeugt er seinen bekannen Farblook bereits in der Kamera und im Raw-Konverter und weniger in Photoshop. Seine Beautyretusche in Photoshop fällt eher dezent aus, aber er kümmert sich sorgfältig um Haut und Poren.
Martin fotografiert lieber mit Tageslicht oder Dauerlicht als mit Blitzlicht, hat aber für alle Fälle auch on Location zwei Profoto B1 nebst zugehörigen Striplights dabei. Ihr wisst, dass ich eigentlich Blitzlicht liebe, vor allem die kleinen Speedlights, aber auch ich beobachte mich, dass ich mit Tageslicht oder Dauerlicht manchmal schneller zu besseren Ergebnissen komme (ist halt WYSIWYG). Aber manchmal braucht es einfach Blitze. Erstens reicht das Umgebungslicht nicht immer aus oder ist nicht ausreichend flexibel und zweitens ist die breite Palette vom harten, direkten Licht des nackten Blitzes bis zum soften Licht der Softbox, vom Setup mit einem einzelnen Blitz bis zum Setup mit 5, 6, 7 Blitzen einfach unschlagbar.
GALERIE
In der Galerie seht Ihr ein paar Making-ofs aus dem Smartphone und zwei Ergebnisse. Enjoy!
FAZIT
Mit hat es Spaß gemacht und auch viel gebracht. Martin ist total nett und offen, nimmt sich Zeit und sich selbst nicht zu ernst. Ob Euch ein >Workshop bei ihm etwas bringt, müsst Ihr selbst beurteilen. Jeder muss wohl selbst schauen, wo er steht, was ihm fehlt und was er verbessern möchte. Und wer Workshops oder Coachings aussucht, wird sich an den Sedcards der Fotografen orientieren, und das ist dann sowieso Geschmackssache.
Eines kann ich aber ganz allgemein sagen: Für die Technik, für den Einstieg in die Studiofotografie usw., da braucht es kein individuelles Coaching. Da macht man einen preiswerten Gruppen-Workshop bei einem renommierten Trainer und hat dann einen guten Start. Ihr kennt die üblichen Verdächtigen für sowas: Martin Krolop, Alex Heinrichs, Michael Papendieck und Co.
Wenn man dann eine gesunde Basis hat und ganz bestimmte Details wissen möchte, wie zum Beispiel zur Kommunikation mit dem Modell, zu Posing, Storytelling, zu den Kreativitätsprozessen (Moodboards) oder zur Location-Wahl, dann sollte es in meinen Augen ein persönlicher 101-Kontakt sein.
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BROWSER-STRANDGUT
Heute einmal in eigener Sache. Ihr wisst vielleicht noch gar nicht, dass ich nicht nur hier im Blog schreibe, sondern manchmal auch fremdgehe. Da könnte doch das eine oder andere Thema interessant und Euch noch unbekannt sein! 🙂
- FotoTV-Blog (kostenlos), von Food bis Panorama:
https://www.fototv.de/fotograf/gockel
- Guest Blog Friday bei Kelby:
http://scottkelby.com/its-guest-blog-wednesday-featuring-tilo-gockel/
- Beiträge auf Photigy und bei den FStoppers:
https://www.photigy.com/?s=gockel
https://fstoppers.com/bts/stunning-product-photography-iphone-and-desk-lamp-46893
- Beiträge bei Neil van Niekerk:
http://neilvn.com/tangents/product-photography-innovative-budget-divers-chronograph/
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Tilo ~gallo~ Gockel, Fotopraxis.net, 22.12.2016
Hallo Tilo,
Lieben Dank für Deine schönen und lehrreichen Blogbeiträge in diesem Jahr. Ich habe jede Folge genossen und auch ein nochmaliger Blick in ältere Ausgaben hat nie geschadet … 😉
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Weihnachtsfest!
Liebe Grüße
Thomas