FEINE LINSEN

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5d3 mit EF 85 f/1.8 auf 1,8, 1/3200 Sekunde, ISO 50, Raw.
Mausklick vergrößert.

Ja, ich gebe es zu, ich bin bokehsüchtig. Das ist zwar nicht gesundheitsschädlich, schlägt aber auf den Geldbeutel. Falls Ihr auch auf schönes Bokeh steht, könnt Ihr hier nun einmal drei Linsenschätzchen genauer hinsichtlich der Bildwirkung beschnuppern.

Viel Spaß! 🙂

FEINE LINSEN

Getestet habe ich die Linsen bei einem Shooting mit Catarina von der Agentur >NOIRfaces. Als Ort haben wir uns das >Mainufer in Frankfurt am Main in der Nähe des Restaurants Oosten ausgesucht, bei den alten Schiffskränen – wunderbar dort, kann ich nur empfehlen.

EQUIPMENT

Eine Vollformatkamera ist zwar für solche Fotos keine Voraussetzung, aber der Unschärfeeffekt fällt einfach etwas stärker aus, als bei DX oder APS-C. Hier habe ich eine Canon EOS 5D Mark III verwendet, mit drei Linsen im Turnus: EF 50 f/1.2, EF 85 f/1.8 und EF 135 f/2.0. Die Sonne stand noch vierfingerbreit über dem Horizont und war noch sehr hell. Da ist der Blitzeinsatz zwar nicht unmöglich, aber doch aufwändig, und so habe ich schlicht einen großen Reflektor mitgebracht (>Walimex 1,5 x 2,0 Meter).

Beim Shooting waren mehrere Helfer dabei, die den Reflektor dankenswerterweise gehalten haben. Ganz ohne Helfer wäre es schwierig geworden. Zwar existieren Reflektorhalterungen für das Lichtstativ, aber im starken Wind an diesem Nachmittag hätte diese Lösung selbst mit Gewichten nicht funktioniert.

 

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Ein (suboptimaler) Ausweg ist dann, einen kleineren Reflektor mit Griff zu nehmen und selbst zu halten (Neewer Dreick-Reflektor. Lastolite Trigrip o.ä.). Ersatzweise kann man auch versuchen, mit einem HSS-Blitz auf der Kamera oder entfesselt aufzuhellen oder herkömmlich zu blitzen und auf dem Objektiv einen Graufilter einzusetzen.

EINSTELLUNGEN UND AUFNAHME

Das Licht ist einfach und klassisch. Das Modell steht mit dem Rücken zur Sonne, und gegenüber dient der Reflektor als Hauptlicht. Das Gegenlicht liefert den schönen Hintergrund voller interessanter Reflexe und dient als Kantenlicht für das Modell. Die Kameraeinstellung habe ich im manuellen Modus vorgenommen, da sich die Automatik bei Gegenlicht durch die punktuell sehr hellen und sehr dunklen Bereiche im Bild schwer tut. Im Automatikmodus fällt die Belichtung von Bild zu Bild häufig (sehr) unterschiedlich aus, und man ist dann nur noch mit der Belichtungskorrektur beschäftigt.

Die Bildwirkung der drei Brennweiten ist völlig unterschiedlich. Bei 50 mm fällt die Hintergrundunschärfe eher zahm aus, aber dafür passt viel Boot, Geländer und Hintergrund ins Bild – die Perspektive ist anders, der Hintergrund wird kleiner dargestellt. Am anderen Ende der Fahnenstange steht das 135er, das die Szene teletypisch stark komprimiert und so den Hintergrund groß abbildet und sehr unscharf zeichnet. Der Bildlook des 50ers ist in meinen Augen zwar wunderbar unaufgeregt, aber vielleicht dem einen oder der anderen einfach zu zahm. Würde ich nur eine Linse mitnehmen, wär es das 85er.

Bei den kürzeren Brennweiten heißt die Devise für eine ausgeprägte Unschärfe „näher ran“. Man dirigiert das Modell in eine kompakte Pose oder wählt einen engeren Bildausschnitt. Oben Im Close-up von Catarina seht Ihr, wie dann auch mit einem 85 f/1,8 hinten alles butterweich verschwimmt.

BILDBEARBEITUNG

Ein bisschen Bildverarbeitung am PC steht an im Anschluss, aber viel ist es nicht. Ich habe eine doppelte Raw-Entwicklung vorgenommen, um den Himmel teilweise wieder zurückzuholen. Im Anschluss habe ich noch einen kühleren Analog-Look aus der Filtersammlung VSCO gewählt (>VSCO Filmpresets 06 für Adobe Camera Raw: Porta 400 +2 Night).

GALERIE

In der Galerie seht Ihr das Making-of und drei Beispielbilder zu den drei Linsen, 50, 85, 135 mm, alle offenblendig verwendet.

Das Aufhängerbild oben ist mit dem 85er aufgenommen.

 

 

 

 

 

 

TIPPS & TRICKS

  • Fashion-Aufnahmen wirken natürlicher, wenn das Modell in Bewegung ist. In der Bewegung fällt allerdings das Ausleuchten und das Fokussieren schwerer. Hier taugt dann Servo AF besser als One-Shot-AF. Es kann darüber hinaus auch helfen, das Modell per Backbutton Focus bereits vor der eigentlichen Aufnahme schon zu tracken.
  • Wichtig war es bei diesen Bildern, besonders beim 50 f/1.2, stets den passenden AF-Sensorpunkt zu wählen. Leider tummeln sich diese aber eng in der Mitte. Wer die AF-Punkte gerne weiter am Rand hat, der kann sich bei statischen Szenen mit einem Panorama aus zwei Bildern behelfen und diese später am PC zusammensetzen. Demnächst sind aber hoffentlich auch endlich die kontrastbasierten AF-Systeme so gut und schnell, dass sich solche dirrrty Tricks dann erübrigen.
  • Die verwendeten Objektive liefern alle drei eine besonders geringe Schärfentiefe. Hier wird auch der kleinste Frontfokus- oder Backfokusfehler sofort deutlich. Ich teste daher solche Objektive vor dem Kauf kurz an meinem Body – ein Stativ und ein ausgedrucktes >Testchart reichen hierfür aus, und das kann man auch kurz im Laden erledigen.

 

BROWSER-STRANDGUT

+++ Light Wraps, rauschende Canon-Kameras, Nik Sharma, Franzy, Timo Raab, Ilko Allexandroff +++

  • Oha, ein Vergleich Canon / Nikon (mit Sony-Sensor) in Sachen Push-Vermögen versus Rauschen. Canonianer: besser nicht anschauen, es ist einfach zu traurig für uns:
    http://goo.gl/0QjA3b
  • Hier ein Beispiel aus Ilkos Channel:

 

Tilo ~gallo~ Gockel, 13.05.2016

8 thoughts on “FEINE LINSEN

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  1. Hallo Tilo, schön wieder was von dir zu sehen. Interessanter und teurer Vergleich. Mir gefällt vom Licht her am besten das making of-Bild mit dem aufgehellten Model. Wie schlägt sich denn deiner Meinung nach das EF 100mm/2,8 L USM Macro für einen derartigen Einsatz (wird ja auch als portrait-geeignet angepriesen)? Gruß! Stephan

  2. Hi Stephan, ja, hm, also ich kenne das Macro, habs mal ausgeliehen, das ist schon gut. Scharf, schönes Bokeh, aber es fehlt halt eine Blendenstufe. Für Porträts sicher nicht schlecht, aber das 85er ist besser. Interessanter fand ich eigentlich die Frage, wie denn das preiswerte 100 f/2.0 sich so schlägt. Ich habe mal eines gekauft und getestet, aber das war mir zu weich. Abgeblendet gehts, aber das ist ja nicht Sinn der Sache … VG Tilo

  3. Hallo Ben,
    ich fürchte, es bleibt Dir nicht erspart, den Text oben zu lesen. 🙂
    Ich kann noch ergänzen, auf Deine Frage: hmm, definiere „Überbelichtung“?
    Ist für Dich das Bild überbelichtet, wenn der Himmel ausreißt, das Modell aber richtig belichtet ist?

    Ich lasse den Himmel leicht ausreißen …

    LG Tilo

  4. ich persönlich mag ja die längeren Brennweiten für Portraits lieber. Ein 135er ist schon was feines – passt halt nicht immer zur Szene. Modern und oft genutzt wird aber momentan eher das Gegenteil. In Zeiten von Instagram und Selfies sind lichtstarke 35er momentan brandaktuell. Ich selber liebäugele mit dem 35er Tamron F1.8 welches hoch gelobt wird und mit Stabi kommt. Fürchte ich werde bald schwach… Gruß vom Tobi

    1. jupp, dass hab ich schon bei Facebook gesehen. Sehr schön – besonders die Farben. Musste sich die Gute schon aufstützen, damit Du das Auge scharf kriegst? 🙂 Ja, ja – die 50er Diva – was hab ich geflucht als Canonist 🙂

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