8. Workshop: Vorteile des Raw-Formates

Wieso sollte man eigentlich das Raw-Format verwenden? Schließlich werden die Dateien dadurch rund fünfmal so groß. Außerdem entsteht auch ein größerer Aufwand hins. der Formatkonvertierung bzw. des Raw-Imports. Aber die Vorteile überwiegen dennoch:

  • Sobald die Szene hins. der Farben kritisch wird (Haut, Food, Kunstlicht …), sollte man auf Raw wechseln, weil damit später noch verlustlos ein nachträglicher Weißabgleich im Raw-Konverter möglich ist.
  • Wenn man bei der Bildaufnahme noch nicht sicher ist, wie das Bild später genutzt wird (Web oder Print), so kann man den Farbraum auch nicht hierauf optimieren (sRGB oder AdobeRGB). Wenn man aber in Raw aufnimmt, so kann man dies später noch im Raw-Konverter verlustlos umstellen.
  • Wenn die Szene hinsichtlich des Dynamikumfanges kritisch ist – bei Nacht oder bei sehr hellem Himmel über dunklem Feld, bei Aufnahmen ins Gegenlicht – ist Raw wichtig, weil man später mehr Reserven hat. Bei Raw-Aufnahmen kann man im Raw-Konverter mit vertretbaren Qualitätseinbußen (leicht erhöhtes Rauschen) noch ca. +/-1 EV bzw. +/- 1 Blende nachkorrigieren – das ist der Bereich, den die Kamera hinsichtlich des Dynamikumfanges der finalen JPEG-Datei voraus hat (2^8 versus ca. 2^10 -> zwei EV). Man kann auch mehr nachkorrigieren, bspw. +/- 2 EV, aber dann nehmen die Störungen überhand.
  • Das Raw-Format ist auch relevant, wenn man exzessiv nachbearbeiten will oder muss (Sättigung anheben, Schattenbereiche anheben). Da Raw mit einer 16-bit-Codierung und nominell vielleicht 10..11 bit-Daten wesentlich mehr Tonstufen zur Verfügung stellt als ein 8-bit-JPEG. Bei letzterem kommt es durch die begrenzte Anzahl Tonwerte bei extremer Tonwertspreizung leicht zu Tonwertabrissen (Banding, Posterization).
  • Für HDRs und Pseudo-HDRs wird man sowieso stets das Raw-Format einstellen, da JPEGs für die anschießende teilweise extreme Kontrastanhebung wieder nicht genügend Tonwerte zur Verfügung stellen.
  • Wenn die Fotos besonders wertvoll sind – bei einem Model-Shooting, auf einer Hochzeit usw. -, so sollte man stets im Raw-Format fotografieren, um später noch eher Notfallreparaturmaßnahmen vornehmen zu können. Weiterhin hat man hier auch mehr Möglichkeiten und Reserven, um das Optimum aus einem Foto herauszukitzeln.

Abbildung 1: Ein Beispiel zu den gefürchteten Tonwertabrissen (engl. Banding oder Posterization. Bei einer Raw-Aufnahme, als 16-bit-TIFF weiterverarbeitet, wäre das nicht passiert (Mausklick aufs Bild für größere Darstellung)!

  

Aber natürlich gibt es auch Anwendungen, bei denen die Verwendung des JPEG-Formates sinnvoller ist:

  • Wenn auf der Reise im Regenwald auf einmal die Speicher-SD-Cards ausgehen, so kann man einfach auf JPEG schalten und hat damit den restlichen Platz mal vier hinzugewonnen.
  • Wenn die Szene hins. der Beleuchtung unkritisch ist und wenn direkt vor Ort die Fotos weiterverwendet werden sollen (nicht überall ist der passende Raw-Konverter installiert). (*)
  • Wenn man für irgendein Szenario sehr, sehr viele Bilder aufnehmen muss: für große Panoramen oder bei Splash-Bildern, bei welchen man 20 Aufnahmen schießen muss, bis ein schöner Tropfenaufschlag eingefangen ist. (*)

 

Vergleiche hierzu auch folgende Artikel:

  1. https://fotopraxis.wordpress.com/2009/09/18/altere-photoshop-versionen-und-raw-files-moderner-kameras/
  2. https://fotopraxis.wordpress.com/workshops-2/spydercube-statt-graukarte/

(*) Manchmal ist auch ein Modus sinnvoll, in welchem sowohl ein Raw als auch ein JPEG aufgenommen werden.

2 Kommentare

  1. Das ist doch wirklich mal Service, kaum angefragt – schon ein Workshop zum Thema!

    Mal sehen wann ich als Hobby-Knipser das erste Mal in Verlegenheit komme weil ein Bild „Tonwertabrisse“ enthält 😉

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