Echtes Bokeh guter Objektive versus Fake Bokeh mit Photoshop-Filtern …
Einführung
Der Begriff Bokeh stammt aus dem japanischen Sprachraum und bezeichnet laut Wikipedia frei übersetzt die “subjektive, ästhetische Qualität von unscharfen Gebieten in einer fotografischen Abbildung (…), die von einem Objektiv projiziert werden. Es geht dabei nicht um die Stärke der Unschärfe, sondern darum, wie die Unschärfebereiche aussehen.” Wikipedia hat grundsätzlich recht, es handelt sich um eine subjektive Wahrnehmung, es haben sich aber mittlerweile auch ein paar objektive Kriterien für gutes Bokeh herausgebildet:
- Bokeh sollte gleichmäßig und nicht unruhig sein.
- Der Schärfeverlauf sollte gleichmäßig abklingen, nicht abreißen und keine Bildfehler wie Doppelkonturen aufweisen.
- Die Qualität sollte im Idealfall vor und hinter dem Schärfebereich gleich sein.
- Die Bokehkreise (die Unschärfescheibchen, die sich um Spitzlichter bilden) sollten wunderbar kreisrund und gleichmäßig sein – nicht elliptisch und ohne störenden Rand oder merkwürdige Innenringe.
- Der Effekt sollte gewollt aussehen (extreme Unschärfe, große Unschärfescheibchen).
Echtes, schönes, sattes Bokeh
Wie echtes Bokeh durch Objektiv- und Kameraeinstellung zu erzielen ist, wurde bereits im Workshop “Geringe Schärfentiefe mit Kompaktkameras” gezeigt. Zur Objektivwahl ist noch hinzuzufügen, dass lichtstarke Normal- bis Tele-Festbrennweiten optimal sind. Am besten schaut man sich vor dem Kauf die erzielbaren Ergebnisse auf Flickr an. Zu weiteren Infos vgl. auch http://de.wikipedia.org/wiki/Bokeh und die dort genannten, teilweise sehr interessanten Quellen.
Abbildung 1: Jan Ullrichs Rennrad im Verkehrsmuseum Sinsheim, aufgenommen mit der preiswerten Festbrennweite Canon EF 50mm f/1.8 bei Offenblende, Kamera: Canon EOS 500D mit APS-C-Sensor.
Fake Bokeh mit Photoshop
Auch in der nachträglichen Bildverarbeitung gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Unschärfeverlauf und auch Unschärfescheibchen zu simulieren. Der scheinbar naheliegende Weg führt über eine Verlaufsmaske (s. Abbildung), über die dann eine Gauß’sche Unschärfe gelegt wird. Der Effekt ist nicht schlecht und in PS Elements auch das Mittel der Wahl, kann aber auch etwas unecht wirken. Besser ist der speziell hierfür vorgesehene Befehl in Photoshop: Tiefenschärfe abmildern! “Tiefenschärfe abmildern” erwartet wieder eine Maske scharf-unscharf = schwarz-weiß, dieses Mal im Alphakanal. Der Ablauf ist wie folgt: Auf einer neuen Ebene über dem ursprünglichen Bild wird mit sw-Pinsel eine Maske aufgetragen, nach hinten dunkler werdend (oder heller, das ist später noch im TA-Filter umstellbar). Dieses Bild wird kopiert und in den Alphakanal eingefügt mittels: Bild markieren, kopieren; Kanälepalette öffnen, Alphakanal auswählen, Bildinhalt einfügen. Der Rest ist einfach: Im PS-Menü: Filter / Weichzeichnungsfilter / Tiefenschärfe abmildern. Die Einstellungen kann man nach Gusto festlegen. Ein Klick ins Bild bestimmt den scharfen Bereich. Mit diesem Filter ist es auch möglich, im Gegensatz zum reinen Gauß-Filter, Bokehkreise zu erzeugen. Es erfordert aber viel Fingerspitzengefühl und ein geeignetes Ausgangsbild mit Spitzlichtern, um die Unschärfescheibchen echt aussehen zu lassen. In den Beispielbildern ist gezeigt: Abb 2.: ursprüngliches Bild, 3: Maske, 4:. simuliertes Bokeh mit Gauß’scher Unschärfe, 5: simuliertes Bokeh über den Filter “Tiefenschärfe abmildern”.
Abbildung 2: Das ursprüngliche Bild ((c) cherylannquigley@fotolia.com).
Abbildung 3: Verlaufsmaske: Kennzeichnung der scharfen und der unscharfen Bereiche.
Abbildung 4: Ergebnis der Anwendung von Gauß’scher Unschärfe auf das maskierte Bild.
Abbildung 5: Ergebnis der Anwendung von “Tiefenschärfe abmildern” – die Maske wurde in den Alphakanal kopiert.
Ausblick
Im Anschluss an den Workshop finden sich noch einige interessante Links zum Thema Bokeh, einige weitere Beispiele zur Verwendung des “Tiefenschärfe abmildern”-Filters und eine Vorstellung des Photoshop-Plug-ins “Alienskin-Bokeh”.
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