4. Workshop zum Weißabgleich – SpyderCube statt Graukarte

Seit einiger Zeit ist neben Graukarten, Wallner-Kalotten usw. auch das innovative Produkt „SpyderCube“ von der Schweizer Firma Datacolor erhältlich. Preislich liegt es mit rund 50 Euro ähnlich wie hochwertige Graukarten, es bietet aber mehr! Hier folgt nun ein kurzer Test mit einer Beschreibung, wie der SpyderCube einzusetzen ist.

Spydercube

Abbildung 1: SpyderCube: Der kleine Würfel kann wie hier einfach aufgestellt oder auch auf ein Stativ geschraubt werden.

 

Der Ablauf ist wie folgt:

  1. Der Würfel wird bei einer Bildserie ins erste Bild eingebracht und mitfotografiert. Es empfiehlt sich das Raw-Format, da hiermit der Weißabgleich besonders einfach ist.
  2. Dann verwendet man im Raw-Konverter (Bsp.: Photoshop Raw-Konverter) die Grauwertpipette auf der grauen Fläche (auf die hellere der beiden, sie repräsentiert die Lichtquelle, sie ist näher an der Quelle). Dies ist bereits der komplette Weißabgleich.
  3. Zum Abgleich der Belichtung und falls notwendig auch zur Reparatur wird der Belichtungsregler so eingestellt, dass die Glanzlichter auf der Kugel gerade übersteuert werden, die weißen Flächen des Cubes aber nicht! Zur Kenntlichmachung der Übersteuerung (komplett weiß) ist die Übersteuerungsanzeige im Raw-Konverter einzuschalten. Als zusätzliche Regel gilt, dass das Histogramm möglichst gut ausgenutzt, nicht aber übersteuert werden soll.
  4. Abschließend werden noch die Tiefen angepasst. Hierzu werden Helligkeit, Schwarzwert (und notfalls auch Fülllicht) so eingestellt, dass nur das Loch (die Lichtfalle) komplett schwarz ist, die umliegende schwarze Fläche aber nicht! Das Loch und der umliegende Schwarzbereich sollten gerade noch unterscheidbar sein. Zur Kenntlichmachung der Untersteuerung (komplett schwarz) ist die Übersteuerungsanzeige im Raw-Konverter einzuschalten. Als zusätzliche Regel gilt wieder, dass das Histogramm möglichst gut ausgenutzt, nicht aber übersteuert werden soll.

Die Ergebnisse überzeugen, wie die nachfolgenden Aufnahmen zeigen.

 

Abbildung 2: Ungünstiges Kunstlicht, Aufnahme mit fehlerhaftem Weißabgleich auf Tageslicht, ohne SpyderCube (für eine größere Darstellung einfach anklicken).

 

Abbildung 3: Die gleiche Szene nach dem Abgleich (für eine größere Darstellung einfach anklicken).

 

Mein persönliches Urteil ist, dass der SpyderCube die perfekte Lösung für die Farb- und Aussteuerungskalibrierung darstellt! Zu beziehen ist er bspw. über Amazon, der Preis beträgt ca. 50.. 60 Euro. Natürlich kann der Weißabgleich auch nach Augenmaß eingestellt werden, sinnvoll wird ein solches Tool aber beim Abgleich einer kompletten Bildserie (in welcher die Bilder gleich aussehen sollen), für Produktfotos oder auch für gute Ergebnisse bei kritischen Haut- oder Lebensmittelfarben.

Falls eine besondere Lichtstimmung beibehalten werden soll, bei Sonnenuntergängen oder am Lagerfeuer oder auch in der Kneipe, so ist der Einsatz eines solchen Tools weniger sinnvoll. Hier noch ein Link zu einer anschaulichen Videoanleitung des Herstellers: 

http://spyder.datacolor.com/learn_videos_spydercube5.php .

Ergänzung / Nachtrag: Tatsächlich ist der beschriebene Workflow nicht nur mit Raw-Dateien, sondern auch mit JPGs möglich: Hierzu öffnet man die JPG-Datei in Photoshop mittels „Datei / Öffnen als …“ und wählt unten als Format „Raw“. Es öffnet sich dann der Raw-Konverter mit der JPG-Datei.

3 Kommentare

  1. Mattias Seidel

    Hallo Tilo,
    hast Du auch mal dieses Gerät ausprobiert?
    http://www.amazon.de/X-Rite-MSCCPP-Passport-ColorChecker/dp/B002NU5UW8/ref=cm_cr_pr_product_top
    Wenn ich das richtig verstanden habe, wird hiermit nicht nur ein Weißabgleich durchgeführt, sondern auch ein Kameraprofil erstellt. Ich frage mich insbesondere, ob es damit gelingt, natürlichere Hauttöne zu erzeugen, was bei schlechem Kunstlicht ja sonst recht schwierig bis (zumindest bei meinen Fähigkeiten) unmöglich erscheint.
    Gruß, Mattias.

  2. Hi,
    ja. Der Colorchecker geht in die richtige Richtung, ist aber keinesfalls ein Allheilmittel.
    Das Problem, das wir Fotografen manchmal haben bei Kunstlicht ist aber ein anderes: die Lichtquelle hat die spektralen Anteile die fehlen, einfach nicht. Neon, LED … das sind Lichtquellen, die nur ein paar Peaks im Spektrum mitbringen, da nützt ein Weißabgleich nicht unendlich viel.

    Ich bin auch häufig schon an Hautfarben unter Neonlicht verzweifelt, das geht einfach nicht.
    Lösungsmöglichkeiten:
    — xe847, ein PS-Plugin, kann helfen
    — besser: neu colorieren (DOCMA 48, Ausgabe 5/12)

    Bei der zweiten Alternative ist es wichtig, auch den Hintergrund nicht zu vergessen, er ist dem gleichen Licht ausgesetzt …

    schöne Grüße
    Tilo

  3. Mattias Seidel

    Danke für die Info, Tilo!
    Einerseits beruhigend zu wissen, dass ich nicht der einizge bin, der daran verzweifelt, andererseits schade, dass es uns (ohne Nachbearbeitung) wohl nicht gelingen wird, die Physik zu überlisten…
    Weißt Du, ob die sogenannten „warmen“ Neons oder LEDs für Hauttöne brauchbares Licht hergeben?
    Ach was, ich bestell mir den ColorChecker einfach mal und probier das aus…
    Schönes Wochenende!
    Mattias.

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